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Mein Lieblingssport

 

Es ist schon lange her, dass wir alle in der Schule haben Aufsätze schreiben müssen.

Mit mehr oder weniger Behagen werden wir uns daran erinnern.

Einen zum Schmunzeln hat Dr. Hans Eckert in seinem Buch

DIE WELT DES WEISSEN BALLS (Kiel 1954) abgedruckt:

 

Mein liebster Sport

 

Ich spiele Tischtennis. Vati auch.

Er sagt dazu “Ping-Pong“. Mutti sagt: “Mein armer Kaffeetisch!“ Sie sind eben keine Sportsleute.

Mutti gibt auch Spielsperren. Immer wenn eine Vase kaputt geht. 

Neulich habe ich gesagt, sie soll sich nicht so anstellen; ich kriegte später für jede Vase drei Pokale.

Da habe ich erst mal drei Ohrfeigen gekriegt. Man muss eben klein anfangen!

 

Tischtennis ist, wenn alle in der Wohnung herumkriechen. Das ist sehr lustig. Einmal hab‘ ich den Ball in die Tasche gesteckt und die ganze Familie fischen lassen. Sogar Opa kroch mit seinem Krückstock unter dem Sofa herum.

Dann haben sie es gemerkt. Ich verstehe gar nicht, wie man so wütend werden kann.

Erwachsene sind doch sehr unbeherrscht!

Oft machen wir Turnier mit den Jungs von der Straße. Das geht aber nur, wenn Mutter im Kränzchen ist. Turnier ist, wo immer gemogelt wird und einer extra zählen muss. Der wird dann hinterher von beiden verprügelt.

Vati sagt, das darf man nicht: Ein Sportsmann muss fair sein. Was fair ist, hab ich nicht ganz begriffen. Ich glaube, wenn Franz mir den Schläger auf die eine Backe haut und ich ihm auch noch die andere hinhalte oder so ähnlich. Franz meint fair wäre, wenn man so schummelt, dass der andere es nicht merkt. Und Fritz sagt, fair wäre etwas Unanständiges und wir wären noch viel zu klein dazu. Fritz muss das wissen, er ist ja zwei Jahre älter und hat schon einmal Knickerbocker angehabt.

Neulich hat Fritz das Turnier gewonnen. Da hat er Vaters chinesische Vase mitgenommen. Als”Cup“ hat er gesagt. Ich wusste nicht, was das war. Aber Fritz hat gesagt, das brauch ich auch nicht zu wissen, ich sehe die Vase doch nicht wieder. Als Vati die Vase wiederholen wollte, war sie schon im Trödelladen verkauft.

Das war das letzte Turnier bei uns. Meine Eltern sind eben keine Sportsleute!

Wenn ich versetzt werde, darf ich in ein Verein. Ich hab mich aber bisher noch nicht angemeldet. Im Verein wird nicht gespielt, sondern ”trainiert“. Das ist so wie Schularbeiten, wo man Lust zu hat. Da will ich schmettern lernen. Schmettern ist, wenn immer der andere den Ball aufheben muss. Fritz sagt, ich lern das nie. Aber der ist bloß wütend, weil er bei uns keinen ”Cup“ mehr abholen kann. Im Verein kann man auch Meister sehen. Dann muss man viel klatschen. Dann sagen sie, man soll gut aufpassen und wir dürfen vielleicht mal mitspielen. Aber meistens sagen sie, wir sollten verschwinden oder es gibt was ins Kreuz. Man muss eben klein anfangen!

Ich weiß auch, wer deutscher Meister ist. Er heißt Conny und hat zwanzig Würstchen gewonnen.

Dem seine Eltern waren bestimmt nicht so. Ich will lieber Weltmeister werden. Zu Ostern wünsche ich mir einen Schaumgummischläger. Aber Vati hat gesagt, er würde mir den Schaumgummi um die Ohren schlagen, wenn ich nichts weiter als Fünfen nach Haus bringe. Mutti hat gefragt, was das wieder für ein Deubelszeug wäre. Und ich käme ihr damit nicht über die Schwelle.

Sie sind eben doch keine Sportsleute!

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